Lieder, Gedichte, kleine Geschenke
Strahlende Gesichter, die gedrückte Hand, der demente sprachlose Mann, der leise mitsingt - all das sind Bilder, die im Gedächtnis bleiben.
"Das, was wir zurückbekommen, ist unsere Motivation", sagt Martina Susset, Vorsitzende der Frauen Union im Kreisverband Heilbronn.
Seit über 30 Jahren besuchen deren Mitglieder um Ostern und in der Adventszeit Senioreneinrichtungen in Heilbronn.
"In einem Pflegeheim zu leben, darf nicht nur das Warten auf das Ende sein", betont Nneka Chukwu-Brecht, Leiterin des Seniorenzentrums St. Elisabeth. "Unser Bestreben ist es, dass die Bewohner am Leben teilnehmen, dafür machen wir viel."
Deswegen freuen sich nicht nur die Senioren, sondern auch die Mitarbeiter über den Besuch der Frauen. "Das zeigt den Menschen auch: Sie wurden nicht vergessen, sind immer noch Teil des Sozialraums." Für diesen Schatz, dieses Engagement sei sie dankbar.
Das hört Martina Susset natürlich gern.
Ihre Vorvorgängerin Paula Fuchs hatte mit den Besuchen angefangen, Gisela Käfer hat sie weitergeführt und ausgebaut, und die Weinsbergerin organisiert sie jetzt auch schon fünf Jahre.
"Wir schauen, dass wir immer mindestens zu fünft sind plus unsere beiden Musiker Hagen Hermann und Ulrike Kowalski". Letztere sind besonders wichtig, denn das gemeinsame Singen ist ein fester und wichtiger Teil der Besuche.
"Musik ist ein Türöffner, und während ich ein Liederbuch brauche, können die Bewohner alles auswendig", sagt Chukwu-Brecht und lächelt.
Außerdem bringen die Frauen Gedichte und Texte sowie kleine Geschenke - an Ostern waren es bunte Eier - mit. "Viele wollen das Ei nicht essen, das liegt dann feierlich auf dem Nachttisch."
Götz von Waldeyer-Hartz ist schon seit seiner Jugend mit dabei, versuchte es auch einzurichten, als er gar nicht in Heilbronn lebte. "Ich weiß noch, dass ich im Richard-Drautz-Stift immer einen kleinen Fanclub hatte, der auf den jungen Mann wartete", erinnert sich der Horkheimer und grinst. Die Reaktionen der alten Leute halten auch ihn bei der Stange, das Engagement der Frauen Union hält er für wichtig. "Ich würde mich vielleicht auch freuen, wenn später mal jemand vorbeikommt."
Über die Jahre ist die Anzahl der Einrichtungen auf 16 gewachsen. Immer wenn ein neues Heim aufmacht, wird der Kontakt aufgenommen.
"Manche fragen auch von sich aus nach, weil sie es schon mitbekommen haben", erzählt Martina Susset.
Zwei bis drei Orte sind es dann pro Nachmittag, überall bleiben sie 30 bis 45 Minuten. Durchaus sportlich, und klar sei das auch ein bisschen anstrengend. "Aber wir machen das einfach wirklich gern, und wenn wir die Menschen lachen und singen sehen, wissen wir, das ist das Richtige."
Selbst während Corona haben die Frauen Geschenke vorbeigebracht, auch wenn sie nicht rein durften. Keiner sollte denken, er werde vergessen.